Ein Aktenkoffer. Inhalt: eine Pistole. 100 Kugeln. Nicht zurück zu verfolgen. Um sich an der Person zu rächen, die einem das Leben versaut hat. Wer das ist, zeigen unwiderlegbare Beweise. Auch im Koffer. Einfach. Oder?


Das ist die Situation, der sich die Hauptpersonen in 100 Bullets, dem Jetzt-schon-Klassiker von Autor Brian Azzarello und Zeichner Eduardo Risso, gegenübersehen. Gangmitglieder, Spieler oder Eisverkäufer, deren Leben nicht so verlaufen ist, wie sie es sich einmal vorgestellt hatten. Und die jetzt von Agent Graves, dem Mann mit besagtem Aktenkoffer, die Chance bekommen, eine einschneidende Änderung vorzunehmen. Doch selten einmal verläuft eine der Geschichten so, wie es sich die Protagonisten oder der Leser vorstellen. Nur Agent Graves scheint irgendwie immer zufrieden zu sein. Doch wer ist dieser Graves eigentlich? Und wer ist sein mysteriöser Gegenspieler (?), Mr. Shepherd? Und was hat es mit den Minutemen auf sich?

All dies sorgt dafür, dass 100 Bullets nicht nur als Anthologie-Serie mit mehrteiligen Geschichten um Gewalt, Verrat und menschliche Abgründe funktioniert, sondern auch durch die sich durch alle Ausgaben ziehende Frage, was Agent Graves und Konsorten eigentlich davon haben, die verschiedensten Leute mit der Chance auf Rache auszustatten. Mit der Zeit wird nämlich immer deutlicher, dass dies nicht nur aus einem seltsamen Sinn für Gerechtigkeit geschieht, sondern dass Graves durchaus eigene Ziele verfolgt. Welche dies genau sind, und ob er sie erreicht … selber lesen!


Aber es sind nicht nur die klasse, meist ziemlich deprimierenden, Geschichten aus der Feder von Brian Azzarello und seine realistisch wirkenden Dialoge, die 100 Bullets lesenswert machen, sondern auch die teilweise nahe an Karikaturen heranreichenden Zeichnungen von Eduardo Risso, die zu den Geschehnissen passen wie die Faust aufs Auge.
Das Sahnehäubchen auf alldem sind schließlich die ungewöhnlichen Cover von Dave Johnson, die mit ihrem Mix aus Collage und B-Film Poster allein schon Lust aufs Lesen der Hefte machen.