Synthetics oder Organics lautete die Wahl am Ende der vorigen Folge von Star Trek: Picard. Konfrontiert mit derart existenziellen Fragen, geht es in der ersten Hälfte von Et in Arcadia Ego, Teil 2, betont actionreich zur Sache.

Da wäre einmal Commodore Oh (Tamlyn Tomita), die ihre Romulaner-Flotte mit wenigen Worten als eine Mischung aus Imperatorin Georgiou aus Discovery und Ru’afo aus Insurrection kommandiert („Sterilisierungsmuster 5“ etc.). Währenddessen schraubt Soji (Isa Briones) am Funkmast, der das Synthetics-Hilfsnetzwerk zu Hilfe rufen soll, wie einst Soran in Generations an seiner Kanone, um in den Nexus zu gelangen.

Auf dem abgestürzten Borgwürfel begegnet Seven of Nine (Jeri Ryan) Narissa (Peyton List) und stößt sie nach einem von Verwünschungen begleiteten Kampf einen Abgrund hinab. Zwar ist nicht hundertprozentig klar, dass die romulanische Agentin das nicht überlebt hat. Doch auch wenn Sevens Methoden mal wieder wie die Axt im Walde daherkommen, wäre der Verlust von Narissa nicht sehr schmerzlich, ist ihr Charakter doch nie über 08/15-Status hinausgekommen.

Narek und Narissa (© CBS/Amazon)

Narek (Harry Treadaway) tut sich derweil mit Rios (Santiago Cabrera), Musiker (Michelle Hurd) und Elnor (Evan Evagora) zusammen, um Soji und Co. aufzuhalten. Mit dem guten, alten „Wir tun so, als würden wir einen Gefangenen bringen“-Plan gelangen sie zwar in die Siedlung, Rios’ Plan, den Funkmast mittels Fußball-Bombe zu zerstören, scheitert aber daran, dass die Bombe erst mal gemütlich vor sich hinpiepst, statt sofort zu explodieren.

Auch die Enthüllung durch Alton Soong (Brent Spiner), dass es Sojis Schwester war, die die Synthetic ermordet hat, bringt Soji zunächst nicht von ihrem Plan ab.

Romulaner, Orchideen und Captain Riker

Jurati (Alison Pill) befreit wiederum Picard (Patrick Stewart), der schnell ein Notsignal an die Sternenflotte funkt, bevor die beiden mit La Sirena abheben und der Romulaner-Flotte entgegenschweben. Die bekommt es auch mit jeder Menge Orchideen zu tun, die sie im ebenso bunten wie unübersichtlichen Kampf aber nicht besiegen können.

Jurati (© CBS/Amazon)

Nach einem Vervielfachungsmanöver, das nur dank des Wunderwerkzeuges gelingt, das Rios in der vorigen Folge von einer der Synthetics zur Schiffsreparatur bekommen hat, erhält Picard schließlich Unterstützung von einer Armada ebenfalls absolut identisch aussehender Sternenflotten-Schiffe. Auf dem Kapitänssessel des Flaggschiffs: Riker (Jonathan Frakes)! Der saß zwar zig Jahre auf keiner Brücke mehr, hat aber trotzdem die Aufgabe übertragen bekommen, die Romulaner in ihre Schranken zu weisen. Was ihm auch gelingt, natürlich nicht, ohne Commodore Oh noch ein wenig zu verwünschen.

Diplomat Picard in seinem Element

Nun ist Picard an der Reihe, Soji zu überzeugen, das mit dem Rufen des Synthetics-Netzwerkes einfach sein zu lassen, da die Föderation ja nun auf Seiten der Synthetics stehe, und er ihr ohnehin vertraue, das Richtige zu tun. Zwar dürften sich die beiden erst wenige Tage kennen, trotzdem trügt Picards Intuition nicht, und Soji lässt von ihren Tun ab. So müssen sich denn die mechanischen Tentakel, die bereits durch ein rotes Loch über dem Planeten waberten, enttäuscht zurückziehen.

Ungeklärt bleibt demnach auch, ob sie etwas mit der ähnlich aussehenden Control aus der Discovery-Zukunft zu tun haben, oder ob es im Star Trek-Universum nicht nur eine Organische verschlingende KI gibt.

Picard ist tot ...

Nachdem der große Konflikt der Staffel nun zur Zufriedenheit aller außer der Romulaner geklärt wurde, wird es höchstpersönlich. Picards Gehirn-Anomalie war all der Anstrengung nicht gewachsen, und er bricht zusammen. Flink runtergebeamt, verabschiedet er sich von seinen neuen Mitstreitern, und stirbt. Diese haben anschließend allerdings zu früh getrauert, denn die Serie ist ja bereits um eine zweite Staffel verlängert worden.

Da der Titel Start Trek: Picard ohne Picard wenig Sinn ergeben würde, hat dessen letztes Stündlein also noch nicht geschlagen. Zunächst findet er sich in einem finsteren Anwesen wieder, begrüß von niemand anderem als Data (Brent Spiner), bzw. dessen verkörperlichten Erinnerungen. Diese haben dort die Zeit seit seinem Tod in Nemesis verbracht.

Picard nach seinem Tod (© CBS/Amazon)

Beide führen ein durchaus rührendes Gespräch, das Picard endlich von seinem Schuldkomplex befreit. Am Ende eröffnet Data Picard nicht nur, nun müsse er in die Welt der Lebenden zurückkehren, sondern bittet ihn auch, ihn zu töten bzw. abzuschalten, damit er auch diese Facette des menschlichen Daseins endlich einmal erleben könnte: die Endlichkeit allen Lebens.

… es lebe Picard

Picards Geist erwacht anschließend in dem Androiden-Körper, den Soong praktischerweise schon seit einer Weile gezüchtet hat. Im Gegensatz zu den anderen Synthetics ist diese sterblich, auch sonst entspricht er exakt Picards eigenem Körper (nur die Gehirn-Anomalie fehlt). So ist für ihn nun alles anders, aber irgendwie doch genau gleich.

Dementsprechend heißt es nun auf zu neuen Abenteuern, neben Rios, Musiker, Jurati, Elnor und Soji ist auch Seven mit an Bord von La Sirena. Während Jurati Rios einen dicken Kuss auf die Lippen drückt, halten Seven und Musiker romantisch Händchen.

Gewalt ist keine Lösung, macht aber Spaß

Zunächst einmal ist es sehr schön, dass auch der Konflikt zwischen Synthetics und Organics letztendlich nicht durch Gewalt gelöst wurde, sondern durch einen Appell an die Vernunft. Dazu gehört auch, dass Seven nun endlich erkannt zu haben scheint, dass Rachemorde sie nicht weiterbringen.

Andererseits macht auch diese Behandlung eines Charakterbogens den Eindruck, die Autoren hätten einfach beides haben wollen: brutales Verhalten samt coolen Sprüchen hier, und dann als Anhängsel die Botschaft, dass das ja alles gar nicht richtig ist.

Der neue Picard

Picards Ableben mit anschließender Sofort-Wiederauferstehung hat ebenso einen faden Beigeschmack. Einerseits war es ohnehin schwer vorstellbar, dass er die Serie verlässt, die seinen Namen trägt, andererseits kann auch das So-tun-als-ob wenig Wirkung entfalten, wenn er nach fünf Minuten wieder da ist.

Natürlich kann es sein, dass die nächste Staffel sich ausführlich den Auswirkungen des Körpertauschs widmet. Momentan sieht es aber so aus, als sei für ihn alles wie zuvor (eigentlich besser, da nun Anomalie-los), was das Ganze wie einen nicht allzu teuren Trick wirken lässt, auch wenn es anders beabsichtigt gewesen sein mag.

Hätte sich Picard freiwillig zum Transfer seines Geistes in einen Androiden-Körper entschieden, ohne dass ihm ohnehin keine andere Wahl blieb, wäre das ein starkes Statement für die Synthetics gewesen. Die Überraschung wäre größer ausgefallen, als wenn von Beginn der Staffel an das Todesurteil über ihm schwebte und nur auf seine Vollstreckung wartete.

Rios (© CBS/Amazon)

Auch ist der neue Körper in Picards Falls zwar sterblich, allerdings hätte darauf laut Jurati auch genauso gut verzichtet werden können. Hat Star Trek damit mal so eben die Unsterblichkeit erfunden, oder kam der Transfer von Menschengeist in Androidenkörper schon einmal vor?

Der alte Data

Wäre es bei Data nicht ebenfalls sinnvoller gewesen, seinen Geist in einen neuen, sterblichen Körper zu stecken, damit er einige Jahrzehnte lang mit dem Wissen um seine Endlichkeit weiterleben könnte, anstatt für einige Sekunden die Erfahrung zu machen, abzuleben?

Zwar sind schon 0,68 Sekunden für einen Androiden fast eine Ewigkeit, wie Data in First Contact erklärte, trotzdem hätte der bei seinem ersten Ableben ja erst 41-jährige Commander so sicherlich noch zahlreiche Dinge erleben können, die ihn einem Verständnis der Menschheit näher brächten. Und wieso musste er die Zeit seit Nemesis in einer derart finsteren Umgebung fristen?

Picard-Fragen:

  • Was hat es denn nun mit dem Synthetics-Unterstützungsnetzwerk auf sich?
  • Gehört Seven of Nine jetzt zur Besatzung?
  • Kehrt Dr. Alton Soong zurück?
  • Sind Föderation und Sternenflotte jetzt wieder „gut“?
  • Wird B4 wieder aus seiner Schublade geholt?

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